Es lohnt sich, Know-how zu sichern

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Herr Barg, Sie waren bei AIRBUS zuletzt Wissensgeber. Was bedeutet das?

Bei Airbus wie bei anderen Unternehmen gehen derzeit viele ältere Menschen in den Ruhestand. Dabei kann im Zweifelsfall Know-how verloren gehen, das sich diese Menschen in den Jahren ihrer Arbeit angeeignet haben, wenn sie dieses Wissen nicht zuvor an die Nachfolger weitergegeben haben. Deshalb hatte ich vor meinem Ruhestand die Aufgabe, all mein Wissen auch an meinen Nachfolger zu transferieren.

Was haben Sie weitergegeben?

Ich habe in der IT-Abteilung bei Airbus am Standort Hamburg gearbeitet. Dort war ich als Systementwickler tätig und habe mich um die technischen Abläufe im Hintergrund gekümmert. Also zum Beispiel um die Materialbedarfsplanung: Wie meldet das System, dass rechtzeitig Material für eine Produktion bestellt werden muss? Wie bildet das System ab, ob alles nötige Material an der Produktionsstätte vorliegt, oder dass noch etwas fehlt?


Nachgefragt bei Hans-Joachim Barg,der Systementwickler in der IT-Abteilung bei Airbus in Hamburg war. Der 59-Jährige hat danach sein Wissen an seinen Nachfolger weitergegeben.

Wie lief der Wissenstransfer ab?

Der Wissenstransfer lief über zirka fünf Monate und wurde von unserem Bereich HR Knowledge Management in Zusammenarbeit mit der Pumacy Technologies AG organisiert. Ich hatte zunächst ein Treffen mit meinem Chef, meinem Nachfolger und einer Vertreterin von Pumacy, um die Ziele für den Wissenstransfer festzulegen. Das hieß etwa, in welche Arbeitsfelder ich meinen Nachfolger einführen sollte. Einmal im Monat hielt ich Rücksprache mit Pumacy, welche Teilziele wir schon erreicht hatten.

Hat Sie Ihr Nachfolger bei der Arbeit begleitet?

Um meinem Nachfolger alles zu zeigen und zu erklären, habe ich mich mit ihm regelmäßig einmal in der Woche getroffen. Meist in meinem Büro sind wir dann meine verschiedenen Projekte sowie meinen Tagesablauf durchgegangen und haben gemeinsam an Meetings teilgenommen.

Was passierte mit Ihren Computerdaten?

Die Dokumente, die ich in den vergangenen Jahren erstellt habe und die bislang nur auf meinem Unternehmens-Rechner gespeichert waren, haben wir uns auch einmal angeschaut und diese anschließend in einem zentralen System hinterlegt. Besonders wichtig war auch, dass wir meine Kontaktdatenbank durchgegangen sind. So konnte mein Nach-folger sofort sehen, wer wofür der richtige Ansprechpartner ist.

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit Ihrem Nachfolger erlebt?

Für mich verlief der gesamte Prozess sehr angenehm. Ich konnte in dem mir bekannten Umfeld agieren. Ich hatte es mit einer konkreten Person zu tun, die meine Aufgaben übernehmen würde. Außerdem kannten wir uns auch bereits, da mein Nach-folger schon seit etwa zehn Jahren bei Airbus arbeitet.

Warum lohnt sich so ein Wissenstransfer?

Wenn man sein Wissen gezielt weitergibt, kann man sich am Ende ziemlich sicher sein, dass man alles getan hat, um das Know-how zu sichern. Dabei hat die strukturierte Vorgehensweise, wie wir sie angewendet haben, besonders geholfen, einen Überblick über den Prozess zu behalten. Dazu zählte auch der Einsatz eines Wissenstransfer-Experten von Pumacy, der immer mal zwischendurch nachfragt und festhält, wie weit man schon im Wissenstransfer vorangeschritten ist.

Haben Sie dabei etwas gelernt?

Indem ich meine ganze Arbeit einmal so detailliert durch-gegangen bin, habe ich zum Teil erstmals bewusst festgestellt, was ich da eigentlich genau getan habe — vieles läuft während der Arbeit ja unbewusst ab. Einen Teil meiner Aufgaben hätte ich zum Beispiel schon früher an andere Kollegen delegieren können, um so noch mehr Zeit für größere Aufgaben zu haben. Man merkt ja manchmal nicht, dass man sich mit einer Detailaufgabe schon zu lange selbst beschäftigt hat.

Die Fragen stellte Lara Sogorski (Quelle: Berlin Maximal, Ausgabe 8/12, http://www.berlin-maximal.de/)